VBV IM DISKURS Band 5 Herausgeber: Andreas Zakostelsky, Gabriele Faber-Wiener NACHHALTIGKEIT: MACHT UND OHNMACHT
VBV IM DISKURS Band 5 NACHHALTIGKEIT: MACHT UND OHNMACHT
— 5 — „Wir tragen als Vordenker und Unternehmen mit Verantwortung maßgeblich zu Klimaschutz und Lebensqualität in Österreich bei.“ CSR-Strategie der VBV-Gruppe
— 6 — Inhalt
— 7 — Editorial der Herausgeber Andreas Zakostelsky, VBV-Gruppe 9 Gabriele Faber-Wiener, Center for Responsible Management 13 Gespräche Die Rolle der Medien – Instrument oder vierte Gewalt? 16 Die Rolle der NGOs – Gegner oder Partner 30 Die Rolle der Wissenschaft – Treiber oder Getriebene? 42 VBV-Podcast: VorDenken: Nachhaltige Ansätze für morgen 56 Impressum 61
— 9 — Nachhaltigkeit ist unsere Gegenwart und Zukunft Am Tag unserer ersten Online-Diskussion dieser bereits fünften Staffel von „VBV im Diskurs“ begann in den frühen Morgenstunden der Krieg in der Ukraine. Niemand von uns hatte damit gerechnet, alle von uns waren und sind bis heute betroffen darüber. Friede: die Basis für eine nachhaltige Entwicklung Manche fragen sich nun vielleicht: Warum wird dann über Nachhaltigkeit diskutiert, während in einem unserer Nachbarländer Krieg herrscht? Gäbe es da nicht dringlichere Themen? Ich bin der tiefsten Überzeugung, dass man gerade jetzt weiterhin massiv über das Thema Nachhaltigkeit reden und dazu aktiv werden muss. Nachhaltiges Leben und Handeln ist für mich der Gegen-Entwurf zu Krieg und Gewalt. Nicht ohne Grund wollte UN-Generalsekretär António Guterres bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) Frieden an den Anfang stellen. Dass es schlussendlich dann SDG Nummer 16 wurde, liegt wohl an diversen diplomatischen Hintergründen. Frieden ist die Basis für eine nachhaltige Entwicklung – und nachhaltiges Denken und Handeln muss dazu beitragen, den Frieden zu sichern. Nur ein Beispiel: Wenn wir nicht jetzt gegen den Klimawandel aktiv werden und endlich entsprechende Maßnahmen setzen, werden die kommenden Jahrzehnte noch viel mehr Konflikte heraufbeschwören. Dann wird es aber nicht um die Großmannssucht eines alternden Diktators gehen, sondern um existenzielle Kämpfe auch an den Grenzen Europas – an erster Stelle um Wasser und um Lebensmittel. Perspektiven und Handlungsoptionen aufzeigen Unsere Gespräche in allen drei Folgen dieser Staffel von „VBV imDiskurs“ waren somit natürlich in gewissem Maße von den Geschehnissen in der „Nachhaltiges Leben und Handeln ist für mich der Gegen-Entwurf zu Krieg und Gewalt.“ KR Mag. Andreas Zakostelsky Generaldirektor VBV-Gruppe, Vorstandsvorsitzender VBV-Vorsorgekasse
— 10 — Ukraine geprägt. So war es Klaus Schwertner am Rande des Diskurses wichtig, einen leidenschaftlichen Aufruf zur Unterstützung der Arbeit der Caritas für die Geflüchteten aus der Ukraine abzugeben. Aber es ging bei unseren Diskursen rund um die zentralen Akteure auf dem Weg zur Nachhaltigkeit um viel mehr. Sowohl die Diskussion mit führenden JournalistInnen und MedienmacherInnen, als auch die Diskussionsrunde mit NGO-VertreterInnen waren in die Zukunft gerichtet. Es ging darum, den Menschen eine Perspektive aufzuzeigen und der Politik wie auch der Wirtschaft Handlungsoptionen zu geben. Wir wollen anregen, nachhaltig zu handeln. Genau das ist der Grundgedanke unseres Diskurses: Wir wollen anregen, nachhaltig zu handeln. Besonders beeindruckt bin ich immer noch von der qualitativ herausragenden Diskussion über die Rolle der Wissenschaft. Der Diskurs mit Franz Fischler, Helga Kromp-Kolb, André Martinuzzi, Niki Popper und Juliane Reinecke war auf höchstem inhaltlichen Niveau, gewürzt mit erstklassiger Rhetorik und einer guten Prise Humor. Wenn Sie diese Folge versäumt haben, kann ich nur empfehlen, die Aufzeichnung nachzusehen. Sie finden den Link dazu unter https://www.vbv.at/nachhaltigkeit/vbv-im-diskurs/. 16 Diskurs-Veranstaltungen - und die Themen gehen nicht aus Als wir die Reihe „VBV im Diskurs“ im Frühjahr 2020 ins Leben gerufen haben, konnten wir den Erfolg und das Interesse der Menschen nur erahnen. Nach mittlerweile 16 Veranstaltungen mit 80 heimischen und internationalen Sprecherinnen und Sprechern bekommen wir laufend Feedback und Anregungen, welche Themen wir noch behandeln sollen. Immer mehr Menschen in unserem Umfeld schätzen den konstruktiven und qualitativ hochwertigen Diskurs rund um das Thema Nachhaltigkeit. Und wir als Nachhaltigkeits-Pionier und Leitbetrieb arbeiten daran, diesem Anspruch auch weiterhin gerecht zu werden. VBV lebt Nachhaltigkeit vor Darum setzen wir nicht nur nach außen Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit, sondern vor allem nach innen, in unserem Kerngeschäft. Denn Reden allein ist uns als VBV-Gruppe schon immer zu wenig gewesen. So sind die VBV-Pensionskasse und die VBV-Vorsorgekasse zwei der ersten
— 11 — neun Mitglieder der Green Finance Alliance des Klimaschutzministeriums. Alle Mitglieder dieser Green Finance Alliance nehmen eine Vorreiterrolle für den Klimaschutz ein und zeigen die Vereinbarkeit von Klimaschutz und nachhaltigem Wirtschaften. In erster Linie geht es dabei um die Ausrichtung der jeweiligen gesamten Portfolios am 1,5 °C-Ziel sowie um die Ausweitung ökologischer Aktivitäten im Kerngeschäft. Genau das tun wir seit vielen Jahren – und freuen uns, wenn es nun durch die Initiative des Klimaschutzministeriums noch mehr Dynamik auf Branchenebene bekommt. Unser Diskurs im Herbst 2022 Und wir setzen auch „VBV im Diskurs“ im Herbst 2022 weiter fort. Die Themen gehen uns hier definitiv nicht aus. Wir freuen uns schon, wenn Sie wieder mit dabei sind. Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich spannende Impulse durch das vorliegende Buch. Herzlichst, Ihr Andreas Zakostelsky PS: Wie immer freue ich mich auch dieses Mal über Ihr Feedback an a.zakostelsky@vbv.at
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— 13 — Nachhaltigkeit – Macht und Ohnmacht Im Mittelpunkt der Frühjahrsreihe von „VBV im Diskurs“ stand die Frage, wer welche Macht auf dem Weg zur Nachhaltigkeit hat. Denn selbst wenn wir wissen, was wir tun müssten – wenn wir nicht gleichzeitig analysieren, wer die Hebel in der Hand hat, wer bremst und wer Gas gibt, kann dieses Wissen nicht zum Ziel führen. Wir konzentrierten uns dabei auf drei wesentliche Player: die Medien, die Organisationen der Zivilgesellschaft (NGOs) und die Wissenschaft. Auf alle drei kommt es jetzt an. Doch sind sie mächtig genug? Das war die Kernfrage, die sich durch alle Diskussionen zog – mit sehr, sehr spannenden Erkenntnissen. Die Rolle der Medien – Vierte Gewalt oder Komplizen der Mächtigen? Im Fokus der ersten Runde standen die Medien. Betrachten wir Meilensteine in Österreich in Richtung Nachhaltigkeit – Zwentendorf, Hainburg, Gentechnik-Volksbegehren, um nur einige zu nennen – so haben wir diese Erfolge zu einem großen Prozentsatz Medien zu verdanken, die diese Themen vorangetrieben haben. Seither hat sich nicht nur die Komplexität der Themen verstärkt, auch die Medienlandschaft ist eine völlig andere. Durch digitale Netzwerke funktioniert Meinungsbildung heute anders. Sie ist stark getrieben von der peer group und von InfluencerInnen. Dass sich das negativ auf unser Demokratiebewusstsein auswirkt, liegt auf der Hand. Aber nicht nur die Korrektivrolle der Medien ist relevant, auch ihre eigene Verantwortung, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Auch sie sind Unternehmen, die – gemäß der CSR-Definition der EU – „Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“ zu tragen haben. Fazit der Diskussion: Erstens ist die Rolle der Medien immens wichtig, wenn wir auf unserem Planeten weiterkommen wollen. Hier ist durchaus noch Luft nach oben, und zwar sowohl puncto einer stärkeren Berichterstattung nach außen als auch puncto Verantwortung nach innen – Stichwort MitarbeiterInnen, Transparenzkriterien, Diversität etc. Gleichzeitig ist auch auf Seite der Medien- und Demokratiebildung großer NachholProf.in (FH) Gabriele Faber-Wiener, MBA Center for Responsible Management „Der Umbruch, in dem wir uns befinden, ist noch viel stärker als bisher angenommen.“
— 14 — bedarf, denn vor allem der Umgang mit digitalen Netzwerken während Corona hat gezeigt, dass hier viele Defizite vorhanden sind. Beides sind de facto medienpolitische Fragen und Entscheidungen, die in Österreich nur schleppend diskutiert und angegangen werden. Hier wäre ein Diskurs auch in größerem Rahmen notwendig – ein Diskurs, der nicht polarisiert oder polemisch geführt wird. Die Rolle der NGOs – Gegner oder Partner? Auch das zweite Thema der Frühjahrs-Serie von „VBV im Diskurs“ ist bisher kaum Gegenstand von Diskursen – zumindest in Österreich: die Rolle und Glaubwürdigkeit der zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie sind zentrale Akteure auf demWeg zur Nachhaltigkeit. Auch sie sind „Watchdog“ für die Politik und für die Unternehmen. Sie sind Mahner, Gegner und Korrektiv. Diese Korrektivrolle ist wichtiger denn je. NGOs sind – wie der NGO-Experte und Klimaaktivist Wolfgang Pekny es formulierte – „ein Dorn im Fleisch der Gesellschaft und der Politik“. Diese Rolle kann aber – und das war die zweite Erkenntnis aus dem Diskurs – nur ausgeführt werden, wenn NGOs auch wirklich unabhängig arbeiten können. Und da kommt immer das leidige Thema Finanzierung ins Spiel. Geld ist – und das ist die dritte Erkenntnis – bei NGOs imGegensatz zu Unternehmen immer ein Mittel zum Zweck und nicht der eigentliche Zweck, außer bei reinen Fundraising-Organisationen wie Nachbar in Not oder Licht ins Dunkel. Ihre Glaubwürdigkeit und Legitimation haben NGOs immer von ihrer Mission, also von ihrer Aufgabe, von ihrem Tun, von ihren Prinzipien – und genau diese Glaubwürdigkeit gilt es immer im Auge zu haben. Dies gilt auch bei Unternehmenspartnerschaften, die immer mehr zunehmen. Das hat zu einem Rollenwechsel der NGOs geführt – weg vom Gegner, hin zum Partner. Die Antwort hier war einhellig: Kooperation ja, aber wenn, dann unter klaren Regeln und nach außen hin transparent. Ein Weg dafür ist der „Kodex für transparente Zusammenarbeit“, der 2021 entstand und der Anleitungen gibt, wie derartige Kooperationen zwischen Unternehmen und der Zivilgesellschaft offengelegt werden können (mehr unter transparente-zusammenarbeit.org).
— 15 — Die Rolle der Wissenschaft – Treiber oder Getriebene? Das Thema der dritten Runde war die Wissenschaft. Auch sie spielt eine zentrale Rolle, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Gleichzeitig ist das Vertrauen in die Wissenschaft gerade in Österreich sehr stark gesunken. Dabei ist eine freie, offene und vielfältige Wissenschaft heute notwendiger denn je. Wissenschaft ist – wie der Nachhaltigkeitsforscher Andre Martinuzzi von der WU gesagt hat – „ein gesellschaftlicher Reflexionsrahmen, wo alle zusammenkommen“. Und genau diese Reflexion ist derzeit nur unzureichend vorhanden, das war auch das Ergebnis so gut wie aller Runden im Rahmen unserer Serie „VBV im Diskurs“ – und das hat sich wieder bestätigt. Und noch eine zweite Erkenntnis schließe ich daraus: Der Umbruch, in dem wir uns befinden, ist noch viel stärker als bisher angenommen. Der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler hat es auf den Punkt gebracht. Sein Fazit: „Wir sind in der größten Zeitenwende seit dem 2. Weltkrieg“. Das bedeutet, wir müssen ein positives Zukunftsbild schaffen, und das setzt wiederum voraus, dass wir diesen Wandel nicht wie jetzt um jeden Preis kontrollieren wollen, um Stabilität zu erreichen, sondern dass wir uns auf diesen Wandel einlassen. Nur dann können wir erkennen, dass er nicht nur große Herausforderungen, sondern auch große Chancen bietet – für uns alle. Mit den besten Grüßen, Gabriele Faber-Wiener
— 16 — Die Rolle der Medien – Instrument oder vierte Gewalt? NACHHALTIGKEIT: MACHT UND OHNMACHT
— 17 — • Welche Rolle spielen die Medien beim Thema Nachhaltigkeit? • Vierte Gewalt oder Komplizen der Mächtigen – Sind Medien noch entscheidendes Korrektiv gegenüber Politik und Unternehmen? • Treiben sie die Themen voran? Oder sind sie Getriebene? VBV im Diskurs – 24. Februar 2022
— 18 — Mag. Markus Breitenecker Geschäftsführer, ProSiebenSat1 PULS4 Er ist Geschäftsführer und Gründer der Mediengruppe ProSiebenSat.1 PULS 4. 1998 hat er mit der Gründung von ProSieben die Geschäftsführung übernommen. Mittlerweile sind 11 Fernsehsender unter dem Dach der Gruppe, u.a. Puls 24 und ATV. Für seine Tätigkeit wurde er mehrmals zum Medienmanager und Marketer des Jahres gekürt. Mag. Gerald Grünberger Geschäftsführer, Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) Er ist Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), dem gewichtigsten Branchenverband für Medien in Österreich. Davor war er im Bundeskanzleramt für Medienpolitik zuständig. Seit 2021 ist er zudem Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Medienakademie, die sich um die Ausbildung von JournalistInnen kümmert. Dr.in Marlis Prinzing Professorin für Journalistik und Studiendekanin, Campus Köln Sie ist Professorin für Journalistik und Studiendekanin am Campus Köln. Zuvor schrieb sie als Journalistin u.a. für „Die Zeit“, die „Financial Times Deutschland“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Sie ist Partnerin der Initiative “Qualität im Journalismus”. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wissenschaftsjournalismus, Medienethik und Digitalethik. ZU GAST:
— 19 — Roswitha Reisinger, MBA Herausgeberin, BUSINESSART und LEBENSART Sie ist Herausgeberin und geschäftsführende Gesellschafterin der beiden Nachhaltigkeitsmagazine BUSINESSART und LEBENSART. Ihr Fokus liegt dabei in der Vermittlung von Nachhaltigkeit an ein breiteres Publikum. Vor der Gründung ihres Verlags war sie in der Umwelt- und Unternehmensberatung und bei Bio Austria tätig. Ingrid Thurnher, MBA Journalistin & Radiodirektorin, ORF Sie ist ORF-Journalistin und seit über 20 Jahren als Moderatorin und Gastgeberin von Sendungen wie „Zeit im Bild“, „Im Zentrum“ oder „Sommergespräche“ bekannt. Sie war Chefredakteurin von ORF III, seit Anfang 2022 ist sie Radiodirektorin des ORF. VBV IM DISKURS
— 20 — Die (Ver-) Mittler
— 21 — Sperrig und ohne großen Nachrichtenwert? Nachhaltigkeit und ihr Platz in den Medien Nachhaltigkeit ist eines der großen Themen unserer Zeit. Welche Rolle in diesem Kontext die Medien spielen, war Inhalt der ersten Diskussion der Gesprächsreihe „VBV im Diskurs“ im Jahr 2022. Es gibt vielfache Berührungspunkte. Diese reichen von der edukativen Funktion der Medien, über Fragender Glaubwürdigkeit unddes Rollenverständnisses bis hin zum„lieben Geld“. Mit dem Themenkomplex der Nachhaltigkeit ist es wie mit anderen, vergleichbar komplexen Sachverhalten: Die Suche nach relevanter, korrekter und vertrauenswürdiger Information gestaltet sich mitunter schwierig. Geht es um Ökologie, Soziales oder Governance bzw. kurz „ESG“, werden die Menschen in einem Ausmaß mit Falschinformationen und Halbwahrheiten konfrontiert, das es unheimlich schwer macht, Richtiges von Fakes zu unterscheiden. DieMedien spielen in diesemZusammenhang eine bedeutende Rolle. „Gerade eine Welt im Wandel bedarf mehr denn je der kritischen Beobachtung durch Journalisten und Journalistinnen. Siemüssen über gesellschaftliche Herausforderungen und Trends in der globalisierten Gegenwart informieren, sie einordnen, belegbares Wissen recherchieren und unterschiedliche Akteure im Blick haben“, betont Marlis Prinzing, Professorin für Journalistik an der Kölner Hochschule Macromedia. Sie müssen zudem Gefahren benennen sowie konkrete, konstruktive Ideen aufgreifen, wie Bürgerinnen und Bürger ein Problem anpacken und bewältigen können. Journalistische Prinzipien walten lassen, heißt auch, Zusammenhänge darstellen, fair berichten und vor allen Dingen für das Publikum qualitativ einordnen, welche Argumentation faktengestützt ist (siehe auch Box zu „False Balance“) und wo es sich beispielsweise umMinderheitenansichten und interessengeleitete Positionen handelt. Medien spielen beim Thema Nachhaltigkeit in mehrerlei Hinsicht eine große Rolle, schildert Prinzing. Sie sind selbst Betroffene, zu deren Aufgaben nachhaltiges, achtsames „Gerade eine Welt imWandel bedarf mehr denn je der kritischen Beobachtung durch Journalisten und Journalistinnen. Marlis Prinzing “
— 22 — Verhalten und gemeinwohlorientiertes Berichten gehört. Und sie beobachten aus kritischer Distanz die zentralen Akteure und ihre Positionen und vermitteln verständlich, worauf es ankommt. Das macht Medien in demokratischen Gesellschaften zu einer vierten Macht. Jene, die hinterfragt und die Botschaften unterschiedlicher Interessensgruppen in Beziehung und Kontext stellt. Lösungsorientierte Berichterstattung Von ihrer Grundhaltung her, so Prinzing, sindMedien der „verantwortungsvollen und sachgerechten Berichterstattung“ verpflichtet. Das gilt grundsätzlich als journalistisches Prinzip. Was im Bereich der Nachhaltigkeit, insbesondere beim Thema Klimawandel, hinzukommt, ist der Anspruch des „lösungsorientierten Journalismus“, sagt Roswitha Reisinger, Geschäftsführerin des Lebensart Verlages, der die Magazine BUSINESSART und LEBENSART herausgibt, die sich beide Nachhaltigkeitsthemen widmen. Weder mit großer Aufregung noch mit einem mahnenden Fingerzeig lassen sich Menschen nachhaltig beeindrucken. Das führe über kurz oder lang zur Abstumpfung. Es sind konstruktive Ansätze gefragt, damit zum Handeln angeregt wird. „Die Informationen müssen so sein, dass die Menschen – die Leserinnen und User – nicht in eine Hilflosigkeit verfallen: ‚Ich kann eh nix tun.‘ Sondern, dass sie mündig und handlungsfähig werden“, so Roswitha Reisinger. Wer immer nur von einer Katastrophe nach der anderen berichtet, wird sein Publikum verlieren. Verbote sollten nur als „Ultima Ratio“ gesehen werden und der Weg in Bildung und Aufklärung gesucht werden. „Das führt vom Reden ins Tun“, so Reisinger. Niemandem ist gedient, wenn sich die Menschen von den großen Herausforderungen abwenden und sie davon nichts mehr hören und sehen wollen. Wer sich informierenwill, ist auf gut aufbereitete und recherchierte Inhalte angewiesen. Themen wie Umweltschutz oder Nachhaltigkeit sind in ihrer Komplexität und Reichweite nicht ohne Weiteres zu erfassen. Hier bedarf es einer unabhängigen qualitätsvollen Berichterstattung, die neben der reinen Information auch noch eine gewisse Einordnung bietet. „Die Informationen müssen so sein, dass die Menschen mündig und handlungsfähig werden.“ Roswitha Reisinger
— 23 — „Da haben wir in der Corona-Krise viel gelernt“, meint dazu die ORF Radiodirektorin Ingrid Thurnher. „Nämlich, wie man aus einer Nation, die vorher von Sieben-Tages-Inzidenzen, Reproduktionsfaktoren oder mRNA-Impfstoffen noch nie was gehört hat, plötzlich eine beteiligte Nation machen kann, weil wir sie alle mitgenommen haben.“ Eine ähnliche Anstrengung – nur über einen noch viel längeren Zeitraum – sei im Bereich von Klimawandel und Nachhaltigkeit von Nöten. Wobei Thurnher dabei betont, dass dieMedien unbedingt für Begriffsklarheit sorgen müssen. Man muss präzise wissen, wovon die Rede ist, wenn das Buzzword „Nachhaltigkeit“ verwendet wird, „sonst können uns die Menschen nicht folgen.“ Finanzierung mit Good Governance Damit Medien diese aufklärende Verifikationsfunktion auch wahrnehmen und aktiv gegen die Desinformationsindustrie vorgehen können, braucht es einerseits eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung, andererseits müssen die Medien mit ausreichend Ressourcen ausgestattet werden, wie Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und des Österreichischen Zeitschriften- und Fachmedienverbands (ÖZV), betont. Ein professioneller Medienbetrieb könne seiner Ansicht nach nur dann aufrechterhalten werden, wenn eine nachhaltige Finanzierung gesichert ist. Dass die Abhängigkeit von Inseraten als Haupteinnahmequelle einen gewissen Widerspruch zur objektiven Berichterstattung darstellen kann, ist nicht allzu überraschend. Das gilt vor allem dann, wenn es keine klare Trennung zwischen der Redaktion auf der einen und dem Verlag auf der anderen Seite gibt. Wer die politische Diskussion der letzten Monate verfolgt hat, weiß, dass es mitunter zu einer ungesunden Nähe von Parteien und Regierenden auf der einen Seite und Medien auf der anderen Seite gekommen ist. Die Ausgaben für Regierungsinserate lagen in der jüngeren Vergangenheit immer deutlich über der eigentlichen Presseförderung und auch Schaltungen aus der Privatwirtschaft können ein schiefes Licht auf Medienhäuser werfen. „Ein professioneller Medienbetrieb kann nur dann aufrechterhalten werden, wenn eine nachhaltige Finanzierung gesichert ist. Gerald Grünberger “
— 24 — Von der falschen Ausgewogenheit Stellen Sie sich vor, Sie sind ZuhörerIn einer Diskussion zur Gestalt unseres Sonnensystems. Dabei behaupten zwei TeilnehmerInnen, die Erde kreise um die Sonne, und zwei weitere vertreten die These, dass es genau umgekehrt wäre. Die Positionen wären zwar ausgewogen verteilt, aber es würde sich dabei um eine sogenannte „False Balance“ handeln. Belegtes Wissen trifft auf Unsinn. Auch im Journalismus wird Ausgewogenheit immer wieder missverstanden als bloßes Gegenüberstellen unterschiedlicher Positionen, beschreibt Marlis Prinzing, Professorin für Journalistik an der Kölner Hochschule Macromedia. Tatsächlich werde dabei immer wieder eine „False Balance“ erzeugt. Ein Beispiel für eine solche Form von „irreführender Ausgewogenheit“ wäre, neben die Behauptung, Treibhausgasausstoß trage massiv zur Erderwärmung bei, die Behauptung zu stellen, das stimme nicht. Auf das Publikum wirke dies, als sei sich die Forschung uneins, was davon stimmt. Das ist falsch. Tatsächlich sind die Folgen des menschengemachten Treibhauseffekts vielfach belegt; wer das abstreitet, vertritt eine Minderheitenposition. Ausgewogenheit darf daher nicht als bloße Gegenüberstellung missverstanden werden, sondern muss qualitativ definiert werden, erklärt Prinzing. Eine zentrale Frage sei: Welches Gewicht, gemessen zum Beispiel an INFO
— 25 — durch Studien belegbarem Wissen, hat eine bestimmte Position? Journalisten müssen also erstens eine Abweichlerposition als solche kennzeichnen. Und zweitens sich bewusst machen, dass sie eine für uns alle riskante extreme Verzerrung der Wahrnehmung erzeugen, wenn sie bei einem Verhältnis von vielleicht 100 zu 1 (gesichertes Wissen zu Abweichlerposition) den falschen Eindruck erzeugen, es bestehe eine Art „Fifty-fifty-Unentschieden“. Medien müssen nicht ständig widerlegte Thesen oder Falschinformationen wiederholen, sondern Desinformation als solche erkennbar machen und sich auf die wissenschaftlich abgesicherten Tatsachen konzentrieren. Was imoben erwähnten Beispiel zum Sonnensystemnoch lustig anmuten könnte, wird dann sehr ernst, wenn evangelikale Hardliner in den USA darauf drängen, dass in den Schulen neben der Evolutionstheorie auch die Abstammung der Menschheit von Adam und Eva gleichberechtigt zu unterrichten sei, oder wenn in heimischen TV-Talkshows neben anerkannten Virologen genauso viele Hobby-Experten für epidemiologische Verschwörungstheorien sitzen. INFO
— 26 — Roswitha Reisinger will das in ihren Zeitschriften auch durch eine klare Werbelinie vermeiden: „Bei uns dürfen nur Produkte und Dienstleistungen beworben werden, die der Nachhaltigkeit nicht widersprechen.“ Damit fällt für sie ein guter Teil des Inseratenmarktes weg. Was umso mehr schmerzt, als die Presseförderung in vielen Fällen den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein darstellt. „Die Förderung, die wir bekommen“, so Reisinger, „entspricht dem Gegenwert eines viertelseitigen Inserats. Damit kann ich keine Magazine machen. Das ist einfach lächerlich.“ Erschwerend hinzu kommt, dass zusätzlicher finanzieller Druck dadurch entsteht, dass immer mehr Werbegeld in Richtung Web-Plattformen und Social Media abfließt. „Dadurch kommen die Geschäftsmodelle der klassischen Medien massiv unter Druck“, wie Gerald Grünberger betont. Markus Breitenecker, Geschäftsführer ProSiebenSat.1 PULS 4, kann das nur bestätigen: „Alleine Google und Facebook saugenmehr Geld aus Österreich ab, als alle privatenMedienWerbeumsatz machen.“ Das gefährdet die Stärke der heimischenMedienlandschaft und die Finanzierung von qualitativ hochwertigem Journalismus. Breitenecker ist skeptisch, dass man Unternehmen dazu bewegen kann, ihre Werbegelder entsprechend umzulenken. Dagegen wendet Reisinger ein, dass man die Mittelverwendung durchaus im Sinne der Nachhaltigkeit überdenken könnte. „In Kommunikation und Marketing ist das Thema Nachhaltigkeit noch nicht so gut angekommen.“ Auch dort solle man sich überlegen, was man mit seinem Inseratengeld bewirkt. Gerald Grünberger plädiert vor diesem Hintergrund für mehr Aufmerksamkeit in Bezug auf die Platzierung von Werbung und verweist auf die Initiative Stop Funding Hate. „Wir haben allein in Österreich mehr als 200 Unternehmen identifiziert, deren Werbung online auf Fake-News-Seiten, Hate-Speech-Seiten und Seiten, die sich schlüpfrigen Themen widmen, platziert sind. Da sollte sich jedes Unternehmen fragen, wo erscheint mein Logo, meine Werbung“, so Grünberger. Diese Diskussion sollte seiner Ansicht nach jedenfalls ehrlich geführt werden. „Alleine Google und Facebook saugen mehr Geld aus Österreich ab, als alle privaten Medien Werbeumsatz machen.“ Markus Breitenecker
— 27 — Glaubwürdigkeit und Erziehungsberechtigung Für Medien und ihren Nachhaltigkeitsanspruch geht es jedenfalls darum, durch ihre Finanzierungspraktiken ihre eigene Glaubwürdigkeit nicht zu untergraben. Gefragt ist eine „Finanzierung mit Prinzipien“, wie Nachhaltigkeitsexpertin Gabriele Faber-Wiener das treffend bezeichnet. „Good Governance“ und entsprechende Richtlinien sind Dinge, mit denen sich jedes Medienhaus auseinandersetzen muss. Zur Glaubwürdigkeit gehört auch, dass das Mega-Thema der Nachhaltigkeit in den Medien – neben all der tagespolitischen Aufgeregtheit – überhaupt ausreichend Platz findet. Aus eigener Erfahrung weiß Gabriele Faber-Wiener, dass es nicht einfach ist, damit Gehör zu finden. Das kann Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe, bestätigen. Für ihn liegt das an der „Sperrigkeit des Themas“, über das man nicht einfach und schnell berichten kann, sondern in das man sich einarbeiten und das mit Expertise verknüpft sein muss. „Dennoch“, so Zakostelsky, „ist es die Rolle der Medien, qualifiziert und objektiv darüber zu berichten. Nicht zu aufgeregt, aber doch so, dass das Thema ständig präsent gehalten wird.“ Er bringt dann auch ein vergleichbares Beispiel aus seiner beruflichen Praxis. Auch das Thema Vorsorge hat ob seiner Langfristigkeit ebenso schwer mit der häufig tagespolitischen Ausrichtung der Berichterstattung zu kämpfen: „Wir alle wissen, dass das Pensionssystem instabil ist und gute Ergänzungen bräuchte. Trotzdem ist es schwer, für so ein Thema Ansprechpartner in den Medien zu finden, wenn man nicht etwas liefert, das heute, hier und jetzt vor Aktualität strotzt.“ „Medien leben vom News-Wert, den eine Nachricht hat“, wendet Markus Breitenecker dagegen ein. Wenn Fridays for Future in Wien 20.000 Menschenmobilisiert, dann hat das diesen News-Wert, für eine dauerhafte Bespielung der Nachhaltigkeit bieten sich allerdings auch andere Formate an. Die Medieninhalte bestehen ja nicht ausschließlich aus News. „Wir alle wissen, dass das Pensionssystem instabil ist und gute Ergänzungen bräuchte. Trotzdem ist es schwer, für so ein Thema Ansprechpartner in den Medien zu finden. Andreas Zakostelsky “
— 28 — Man müsse, so Ingrid Thurnher, über viele Jahre am Thema dranbleiben. „Das ist auch ein Aspekt der Nachhaltigkeit in der Berichterstattung. Auch wenn es einmal nicht so spektakulär ist.“ Wenn das Interesse an der Nachhaltigkeit zurückgeht, weil es von anderen Dingen überschattet wird, dann darf man eben nicht lockerlassen. Thurnher findet nicht, dass das Thema mit den üblichen Katastrophen konkurrierenmuss. „Deswegen gibt es ja auch Formate, die immer da sind. Egal, was sonst auf der Welt passiert und egal, ob in der Ukraine Krieg ist oder wie hoch die Inzidenzen sind.“ Und am Ende, so Thurnher, müsse man auch die Fokussierung der Erwachsenen auf die klassische Berichterstattung hinterfragen. Junges Publikum ist viel eher über digitale Kanäle erreichbar, und sie sind doch die Multiplikatoren, die man mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung vor allem erreichen sollte. „Das sind ja eigentlich unsere Erziehungsberechtigten in Umwelt- und Klimathemen“, so Thurnher. Dann kann es eben Sinn machen, dem Untersuchungsausschuss und der Pandemie die ZiB 2 zu überlassen und stattdessen mit der Dekarbonisierung in der „Zeit im Bild“ auf TikTok präsent zu sein. ▪ „Man muss über viele Jahre am Thema dranbleiben. Das ist auch ein Aspekt der Nachhaltigkeit.“ Ingrid Thurnher
— 29 — Legislative, Judikative, Exekutive ... undMedien? „Die Medien sind die mächtigste Institution der Welt. Sie haben die Macht, die Unschuldigen zu verurteilen und die Schuldigen freizusprechen, und genau das ist Macht. Weil sie den Verstand der Massen kontrollieren.“ Malcolm X (US-amerikanischer Aktivist und Bürgerrechtler) Manmuss nicht den radikalen Ansatz eines MalcolmX teilen, wenn es um die Kraft der Berichterstattung geht, aber Einfluss auf die Gesellschaft kann man den Medien nur schwerlich absprechen. Ihnen wird oftmals, neben den drei klassischen Gewalten einer Demokratie, die Rolle der „vierten Macht“ zugedacht. Als unabhängiger Vermittler zwischen den drei Staatsgewalten und der Gesellschaft sollen sie Korrektiv, einordnende Instanz und verlässliche Informationsquelle zugleich sein. Verlangt werden neben einer exakten Recherche auch eine genaue Kenntnis des Themas und die Prüfung der verwendeten Quellen. Die Medien filtern und verifizieren die Botschaften der „Mächtigen“, bevor sie diese an die Bevölkerung weitergeben. Wer sich in namhaften Medien informiert, erwartet unbeeinflusste Berichterstattung. Fake News findet man vor allem im Internet „en masse“, da hier jede und jeder nach Lust und Laune Inhalte verbreiten kann. Was bei witzigen Videos noch wie ein harmloser Spaß erscheint, kann vor allem bei heiklen Themen zu einem gefährlichen Lauffeuer werden. Hier ist die Macht der seriösen Medien gefragt, um Desinformation und Fake News zu entlarven und gezielt entgegenzutreten. Aspekte, die von gesellschaftlicher Relevanz sind, gilt es so aufzubereiten, dass sie für sämtliche Personengruppen zugänglich sind und im besten Fall sogar zu einer nachhaltigen Wirkung führen. Die Medien sind der kritische Geist der demokratischen Gewaltentrennung. INFO
— 30 — NACHHALTIGKEIT: MACHT UND OHNMACHT Die Rolle der NGOs – Gegner oder Partner?
— 31 — • Sind NGOs noch der „Watchdog“ von einst? • Wie ist ihr Verhältnis zu Unternehmen, wie zur Politik? • Kann die Politik mittlerweile besser kampagnisieren als die NGOs? VBV im Diskurs – 17. März 2022
— 32 — Mag.a Anita Malli Geschäftsführerin, „Mutter Erde“ Beauftragte für Umwelt und Nachhaltigkeit, ORF Sie ist Geschäftsführerin von „Mutter Erde“ sowie Beauftragte für Umwelt und Nachhaltigkeit im ORF. Davor war sie im Journalismus: konkret als Redakteurin bei Biber und dann viele Jahre bei den Grünen, als Pressesprecherin und dann viele Jahre als Landesgeschäftsführerin der burgenländischen Grünen. Univ. Prof. Dr. Michael Meyer Leiter, Institut Nonprofit-Management WU-Wien Er leitet das Institut für Nonprofit-Management sowie das Kompetenzzentrum für Nonprofit-Organisationen und Social Entrepreneurship an der WU Wien. Michael Meyer ist ausgebildeter systemischer Organisationsberater hat mehr als 150 Publikationen über das Thema Zivilgesellschaft verfasst. ZU GAST: FH-Hon. Prof. Mag. Rudolf Greinix Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, VBV-Gruppe Rudolf Greinix leitet die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Marketing bei der VBV-Gruppe. Davor war Greinix über viele Jahre Berater bei Österreichs damals größter PR-Agentur Publico (Ketchum Publico). Schon seit seinem Studium (Schwerpunkte im Umweltbereich der BWL) beschäftigt sich Greinix mit dem Thema Nachhaltigkeit. Rudolf Greinix ist auch langjähriger Lektor an der FH Burgenland und der FH St. Pölten.
— 33 — Wolfgang Pekny Gründer der Plattform Footprint Er war einer der ersten, der sich in Österreich des Themas Klimaschutz angenommen hat: Damals noch als Kampagnenleiter der Umweltschutzorganisation Greenpeace, für die er über 20 Jahre lang arbeitete. Wolfgang Pekny hat 2007 die Plattform Footprint gegründet und berät und unterrichtet seither zu Themen wie Life-Cycle-Management, Ökobilanzierung und Footprinting. Mag. (FH) Klaus Schwertner gf. Caritasdirektor der Erzdiözese Wien Er ist Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien. Nach seinem Studium des Gesundheitsmanagements hat er als Pressesprecher der Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding und dann der Caritas Erzdiözese Wien gearbeitet, wo er 2013 zum Geschäftsführer bestellt wurde. Im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 kommunizierte er sehr intensiv über die sozialen Medien – dies brachte ihm den Titel des Kommunikators des Jahres 2016 ein. VBV IM DISKURS Lena Schilling Klimaktivistin, Gründerin des Jugendrates Sie ist Klimaaktivistin und Gründerin des Jugendrates, der die Besetzung der Baustelle des Wiener Lobau-Tunnels durchführt. Sie studiert Politikwissenschaften an der Uni Wien, engagiert sich aber schon seit ihrer Schulzeit, u.a. für die Fridays for Future Bewegung. Sie wird als eine der politisch aktivsten jungen Menschen des Landes bezeichnet.
— 34 — Die ( jungen) Wilden
— 35 — Der Dorn im Fleisch des etablierten Systems Non-Governmental Organizations (NGOs) sind zweifellos zentrale Akteure auf demWeg zur Nachhaltigkeit. Mitunter verstehen sie sich aber auch als Mahner, Gegner und Korrektiv für Unternehmen und Politik zugleich. Gleichzeitig treten sie immer mehr als Partner auf – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Mehr denn je braucht es den Dialog. Um die Rolle von NGOs aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit zu würdigen, könnte man ein kleines Gedankenspiel anstellen: Stellen wir uns vor, es gäbe keine aus der Zivilgesellschaft geborenen Verbände und die Entwicklung unseres Gemeinwesens wäre einzig und allein auf staatliche Akteure angewiesen. Wie hoch wäre dann die Wahrscheinlichkeit, dass auf Atollen und Inseln im Pazifik oder im Beringmeer nach wie vor Atomwaffen getestet werden, dass Walfangflotten die letzten Meeressäuger jagen oder dass die Donau in der Wachau aufgestaut wäre und der ruhig gestellte Fluss Weingärten und Marillenhaine überflutet hätte? All diese Szenarien klingen aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, beinahe utopisch. Und dennoch haben sich Staaten und Regierungen lange nicht davon verabschieden können bzw. diese Pläne vorangetrieben. Es waren Nicht-Regierungsorganisationen und spontan gegründete Verbände, die dagegen protestierten. Zumeist als der sprichwörtliche David gegen den staatlichen Goliath und zum Teil auch unter Einsatz des eigenen Lebens. Man kann daher die Rolle von NGOs als Korrektiv gar nicht überbewerten. In Österreich gibt es aktuell rund 120.000 NGOs, wie Michael Meyer, Leiter des Instituts für Nonprofit Management der WU Wien, erklärt. „Diese decken die komplette moralische Palette ab.“ Von „gut bis böse“, vom Kleintierzüchterverein bis zum Institut für Wärme und Oeltechnik, auf dessen Webseite heute noch zu lesen ist, „Ihre Ölheizung hat Zukunft“. In aller Regel entsteht zuerst eine soziale Bewegung, die sich freilich rasch organisatorisch formiert, so Meyer – in unserem Kulturkreis, im Land der Vereinsmeier, finde das tagtäglich statt. Habe man einen Verein gegründet, sei man eigentlich auch schon eine NGO.
— 36 — „Über die helle Seite der Zivilgesellschaft sollte man nicht vergessen, dass es auch eine dunkle Seite gibt.“ Michael Meyer Notwendige Ergänzung Bei aller Wertschätzung für die humanistischen und ökologischen Leistungen der NGOs, müsse auch in diesemBereich der Gesellschaft kritisch nachgefragt werden. Der Hochschulprofessor bringt es auf den Punkt: „Über die helle Seite der Zivilgesellschaft sollteman nicht vergessen, dass es auch eine dunkle Seite gibt.“ Denn: NGOs – gleich, in welchem Bereich sie auch tätig sind – müssen nicht zwingend der ökologischen Nachhaltigkeit dienen. Sie organisieren sich dort, wo staatliches Handeln verstärkt oder auch korrigiert werden soll. Die Caritas der Erzdiözese Wien sieht sich als Partner der öffentlichen Hand und auch der Politik. Dazu gf. Caritasdirektor Klaus Schwertner: „Ich finde, es ist müßig, zu fragen: Ist es nur gut, wenn es staatlich organisiert ist? Oder ist es nur gut, wenn es von NGOs organisiert wird?“ Er sieht hier kein schwarz-weiß amWerk, sondern notwendige Ergänzung. „Das verbindet die Caritas mit der VBV oder der betrieblichen Altersvorsorge überhaupt: Uns gibt es auch als Ergänzung zum staatlichen Pensionssystem“, erklärte Rudi Greinix, der bei der VBV die Abteilungen Marketing und Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. Seiner Ansicht nach braucht es mehr Unternehmen, die auf NGOs mutig zugehen. In den Anfangstagen von Fridays For Future gingen Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe und CEO der VBV-Vorsorgekasse, CSR-Manager Peter Eitzenberger und er zur ersten Klima-Demo in Wien – aus purem Interesse heraus: und waren sofort vom Spirit begeistert. Man spürte, man war auf der richtigen Seite. Und spontan habe man sich auch entschieden, das Klimavolksbegehren zu unterstützen. Bewahrend oder den Wandel vorantreibend Kooperieren Unternehmen mit NGOs, so versuchen sie häufig zu unterscheiden, welche Organisationen dem eigenen Image zuträglich und welche möglicherweise zu radikal sind. Es gibt sowohl solche Organisationen, die sich der Sicherung eines Status quo verschrieben haben, als auch jene, die die revolutionäre Veränderung predigen. Dass man da recht schnell in ein schiefes Licht gerät, bestätigt Klaus Schwertner. Auch
— 37 — der Caritas wird ab und an, ob ihrer anwaltschaftlichen Arbeit, politisches Agitieren unterstellt. Wie sehr muss man sich in das System eingliedern, um Änderungen von innen vorantreiben zu können? Wolfgang Pekny, Gründer der Plattform Footprint und langjähriger Kampagnenleiter von Greenpeace, unterscheidet grundsätzlich zwischen den „bewahrenden NGOs“ und jenen, die den „Wandel vorantreiben“. Seien Erstere – dazu zählt er etwa das Rote Kreuz – systemrelevant, seien Zweitere mitunter nicht eben wohlgelitten oder gar beliebt. Zwar notwendiger Teil der Gesellschaft, fürchtet er für die bewahrenden NGOs allerdings die Übernahme der „Charity-Unsitte wie in der anglikanischen Welt“. Kein Spital, keine Schule komme dort mehr ohne Spenden oder NGOs im Hintergrund aus. Diese fragwürdige Praxis dürfe bei uns nicht zum Usus werden. „Der wahre Revolutionär“, so Pekny, „revoltiert nicht gegen Missbräuche, sondern gegen Bräuche.“ Denn dies bedeute den „Untergang einer Gesellschaft“, wenn angenommen werde, sie sei die „Beste aller Möglichkeiten“ und eben alternativlos. Michael Meyer vertritt die Ansicht, dass jene NGOs, die an der vordersten Front stehen, immer bei der Politik anecken. Aber man braucht sie, denn sie sind die Treiber des gesellschaftlichen und auch ökologischen Fortschritts. Ethikbeirat für die nachhaltige Veranlagung „Bei der VBV mischen wir da ganz bewusst. Wir unterstützen auch NGOs, die systemkritisch sind. Das ist in der Historie in den letzten 20 Jahre mitgewachsen“, erklärt Rudi Greinix, „wir machen das genauso kritisch, wie wir uns das umgekehrt von den NGOs wünschen.“ Als Pensions- und Vorsorgekasse werden um die 14 Milliarden Euro veranlagt. Greinix: „Das ist nicht unser Geld, sondern das der Kundinnen und Kunden.“ Klar ist aber auch: Wo die VBV investiert, hat das einen „ziemlichen Einfluss“. Seit 20 Jahren gibt es „Der wahre Revolutionär revoltiert nicht gegen Missbräuche, sondern gegen Bräuche.“ Wolfgang Pekny „Wir unterstützen auch NGOs, die systemkritisch sind.“ Rudolf Greinix
— 38 — Ein legendärer Bericht pushte den Diskurs Initialzündung und Inspiration für die Gründung vieler zivilgesellschaftlicher Initiativen war der Club of Rome. Der Zusammenschluss von Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern wurde 1968 ins Leben gerufen. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein. Mit dem 1972 veröffentlichten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ erlangte der Club weltweite Bekanntheit. Seitdem setzt er sich für nachhaltige Entwicklung und den Schutz von Ökosystemen ein. Unter erstmaliger Verwendung der System-Dynamics-Methodik im Rahmen verschiedener Szenarien wurde mit der Studie „Die Grenzen des Wachstums“ eine Prognose für die zukünftige Weiterentwicklung der Welt erstellt. Zentrale Botschaft des viel diskutierten Papiers: Bis 2080 werde die Temperatur um 2,8 Grad steigen – was einen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen könne. Prominente Beispiele für (vermutete) Wachstumsgrenzen sind die Nahrungsmittelproduktion, die Verfügbarkeit erschöpflicher Ressourcen und die Aufnahmekapazität der Umwelt bezüglich der Abfallprodukte wirtschaftlicher Aktivität. Seit 1972 wurden neben anderen Publikationen 34 sogenannte „Berichte an den Club of Rome“ angenommen. Der Club of Rome ist Mitinitiator der Global Marshall Plan Initiative und im Bericht „Wir sind dran“ von 2017 betont er den Einfluss von bewussten Investitionsentscheidungen auf die Zukunft der Umwelt: Es solle demnach mehr privates Kapital in Unternehmen fließen, die nach dem Pariser Klimavertrag und den UN-Entwicklungszielen handeln. INFO
— 39 — „Krisen sind Beschleuniger von Prozessen.“ Anita Malli dazu einen Ethikbeirat, der sich aus externen Experten und Vertretern von NGOs zusammensetzt. „Diese haben uns bei der Erarbeitung von Veranlagungskriterien geholfen – zu einer Zeit, als das überhaupt noch kein Thema war.“ In der Vorsorgekasse wurde beispielsweise Kohle schon vor sieben Jahren gänzlich ausgeschlossen. Rausgenommen wurden danach auch Investments in Öl und Erdgas. Mittlerweile ist die Ansicht, dass keine Investitionen mehr in fossile Brennstoffe fließen sollten, Common Sense. Transformationsforscherin Maja Göppel spricht in diesem Zusammenhang von Social Tipping Points. Wenn also ein Standpunkt die kritische Masse an Menschen erreicht, die erforderlich ist, damit sich dieser stark verbreitet und ein Netzwerkeffekt etabliert wird. „Dann“, so Göppel, „werden plötzlich Dinge möglich, die man davor für unmöglich gehalten hätte.“ Und somit kann es auch sein, dass eine bisher als radikal titulierte NGO aus gesellschaftlicher Perspektive ins wohlgelittene Eck wechselt. Krisen als Beschleuniger Anita Malli, Geschäftsführerin von „Mutter Erde“ und Referentin für Umwelt und Nachhaltigkeit im ORF, ist der Überzeugung, dass man manche Prozesse eben nur bis zu einem gewissen Punkt beschleunigen könne. Obzwar in Bürgerinitiativen, Bewegungen, Unternehmen und auch politischen Parteien mitunter Ungeduld herrsche: In einer Gesellschaft brauche es „Reifungsgrade“, man müsse abwarten können, bis der sprichwörtliche Krug bricht. Krisen dürfe man getrost auch als Beschleuniger von Prozessen verstehen. In der Corona-Pandemie stellten wir uns etwa die Fragen: Wie wichtig ist uns Zusammenhalt? Was bedeutet für uns die Abhängigkeit von Energielieferanten? Was bedeutet die Häufung von Zoonosen (Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen oder Viren verursacht und wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden.)? Der Raubbau an immer größeren Flächen unseres Planeten habe diese Prozesse beschleunigt, so Malli. Sehr viele Menschen seien jetzt von Energiearmut betroffen, weil es die Politik in den vergangenen Jahrzehnten verabsäumt habe, „Probleme anzugehen“. Angesichts des von Russland der Ukraine aufgezwungenen
— 40 — „Ja, wir müssen radikaler werden.“ Lena Schilling Krieges und der damit einhergehenden Energieprobleme für den Westen, werde dies sehr wohl zum beschleunigten Umdenken in Richtung einer Nullemissionswelt führen, ist Malli überzeugt. Genau deswegen müsse es auch „solche NGOs geben, deren Leute manchmal bereit sind, sich vor einen Bagger zu setzen“, meint die Klimaaktivistin und Gründerin des Jugendrates Lena Schilling. Ihr Tenor insgesamt: „Ja, wir müssen radikaler werden.“ Schilling zitiert in diesem Zusammenhang Bertolt Brecht: „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“. Wir stolpern von Krise zu Krise, dabei wünscht sie sich, „dass wir wieder glauben, dass wir das System von der Wurzel her verändern können.“ Für sie sind NGOs der „Dorn im Fleisch“ des bestehenden Systems. Unabhängigkeit Damit diese Funktion überzeugend wahrgenommen werden kann, gelten für Nicht-Regierungsorganisationen besonders hohe moralische Ansprüche. Diese müssen dann angelegt werden, wenn Kooperationen oder Partnerschaften mit Unternehmen eingegangen werden – vor allem solche, bei denen Geld in Richtung NGOs fließt. Klaus Schwertner meint, dass man sich „trotz Charity, Kooperationen und Aufträgen der öffentlichen Hand“ als Organisation nicht „kaufen lassen“ dürfe – und trotzdem unbequem sein darf. „Wir dürfen uns niemals den Mund verbieten lassen, weil wir von irgendwelchen Geldgebern abhängig sind“, ist Lena Schilling überzeugt. Nachhaltigkeitsexpertin Gabriele Faber-Wiener weist in diesem Zusammenhang auf den von ihr gemeinsam mit JuristInnen erstellten Transparenzkodex hin, um den Fluss von Spendengeldern öffentlich zu machen. Der „Kodex für transparente Zusammenarbeit“ formuliert Richtlinien und Qualitätsstandards für Kooperationen zwischen Unternehmen und Nonprofit-Organisationen. Dieser enthält Normen und Anwendungsbereiche ebenso, wie konkrete Umsetzungsmaßnahmen oder Sanktionen. Man muss grundsätzlich unterscheiden: Handelt es sich um ein Sponsoring? Oder handelt es sich um eine Kooperation, wo es eine Leistung und eine Gegenleistung gibt, die auch vertraglich abgesichert sind. „Ich bin dafür, dass diese Unterscheidung transparent gemacht wird“, so Klaus
— 41 — „Ich bin dafür, dass die Unterscheidung [zwischen Sponsoring und Kooperation] transparent gemacht wird.“ Klaus Schwertner Schwertner von der Caritas der ErzdiözeseWien. Freilich gibt es auch den Wunsch, anonym zu spenden. Das folgt meist einem „sehr hehren Ziel, und diejenigen wollen einfach nicht mit einem Scheck abgebildet werden“. Schwertner hält nichts von den Plänen, solche diskreten Zuwendungen gesetzlich zu verbieten. Bei der Initiative Mutter Erde, so Anita Malli, werden die Werbepartner auf der Webpage veröffentlicht und auch, in welchem finanziellen Rahmen sich die Auszahlungen der Gelder bewegen. Außerdem wurden Ausschlussbranchen und ein Kriterienkatalog formuliert. Dort wird auch die Frage beantwortet, wie man einem Unternehmen sagt, dass man nicht zusammenarbeiten möchte, auch wenn dieses spenden und die Unterstützung öffentlich darstellen möchte. „Da muss man eben vorneweg eine Policy haben“, so Malli, damit man nicht später in die Bredouille gerät. Mut und Weitblick Weil es kein Paradies auf Erden gibt und dieser Zustand wohl auch nie erreicht werden kann, wird es immer NGOs brauchen, die auf Missstände hinweisen und zur Not mit den Mächtigen und Regierenden in den Ring steigen. Für die Moderatorin der Diskussion, Gabriele Faber-Wiener, sind NGOs „wichtiger denn je“. Jene, die an „vorderster Front“ stehen, dürfen ihrer Hochachtung versichert sein. Sie haben die Verantwortung, auch weiterhin der „Dorn im Fleisch der Gesellschaft und in Bewegung“ zu bleiben. Sie kämpfen für Anliegen, die der schweigenden Mehrheit mitunter etwas eigenartig oder gar unwichtig erscheinen können. Häufig wird die Tragweite erst dann erkannt, wenn der Konflikt bereits entschieden ist. Jene Menschen, die heute in Rührsdorf oder Spitz durch die Wachau spazieren und dabei nicht auf eine betonierte Staumauer blicken, können sicherlich bemessen, wie wichtig der Widerstand damals war. Ob sie sich in der heißen Phase der Auseinandersetzung in den 70er und 80er Jahren auch an einen Baum gekettet oder vor einen Bagger gelegt hätten, ist nicht gewiss. Bedanken dürfen sie sich jedenfalls bei mutigen und weitsichtigen Menschen, die nicht einfach schweigen wollten. ▪
— 42 — NACHHALTIGKEIT: MACHT UND OHNMACHT Die Rolle der Wissenschaft – Treiber oder Getriebene?
— 43 — • Haben wir den Glauben an die Wissenschaft verloren? • Wer bestimmt, woran geforscht wird? • Wie kann man das Vertrauen in die Wissenschaft in Zeiten sozialer Bubbles stärken? VBV im Diskurs – 7. April 2022
— 44 — Dr. Franz Fischler ehem. EU-Kommissar, Ehrenpräsident Ökosoziales Forum Er war Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft und fast 10 Jahre lang EU-Agrar-Kommissar. Von 2005 bis Ende 2011 war er Präsident des Ökosozialen Forums und dann bis 2020 Präsident des Europäischen Forums Alpbach. Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten – u.a. ist er Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb Meteorologin, Klimaforscherin, BOKU Sie ist Meteorologin und Klimaforscherin an der BOKU und war bis 2018 Leiterin des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit. Sie forscht seit den 1990er Jahren zum Thema Klimawandel und hat darüber zentrale Publikationen verfasst, die auch Grundlage für die Politik sind, u.a. dienen diese als Grundlage für den Nationalen Energie- und Klimaplan. Prof. Dr. André Martinuzzi Leiter d. Instituts für Nachhaltigkeitsmanagement, WU Wien Er leitet das Institut für Nachhaltigkeitsmanagement an der WUWien. Er ist Experte im Bereich CSR, Evaluationsforschung sowie nachhaltige Entwicklung und leitet seit mehr als 20 Jahren EU-weite Forschungsprojekte und Arbeitsgruppen. Seine Publikationen drehen sich oft um die Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft. ZU GAST:
— 45 — Dr. Nikolas “Niki” Popper Simulationsforscher, TU Wien Unternehmer, dwh GmbH Er ist Simulationsforscher, Hochschullehrer und Unternehmer. Als Koordinator für das Centre for Computational Complex Systems an der TU Wien und auch als Vorsitzender von DEXHELPP und dem COMET K-Projekt entwickelt er Modelle als Basis von Entscheidungen in den Bereichen Logistik, Energie oder Infrastruktur. Seit der Corona-Pandemie ist er Mitglied des Beraterstabs der Regierung. Prof.in Juliane Reinecke, PhD Professor of International Management & Sustainability, King's College London Sie ist Professor of International Management & Sustainability, am King's College in London. Zuvor war sie an der Warwick Business School bzw. an der Cambridge Judge Business School. Ihre Forschung stützt sich auf Erkenntnisse aus der Organisationstheorie, der politischen Philosophie und der Prozessforschung, mit besonderem Schwerpunkt auf Forschung und Impact. VBV IM DISKURS
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